Stadtentwicklung und Verkehr

Freie Fahrt für Fahradfahrer*innen - auch das gehört zur Stadtentwicklung: Gleichberechtigter Raum für alle Verkehrsteilnehmer*innen und der Ausbau eines guten Radwegenetzes für Foto: Shutterstock.com

1. Auf- und Wiederverwertung: Die Doppelte Innenstadtentwicklung

Uetersen wächst. Und der Bedarf an günstigem Wohnraum und attraktiven Räumlichkeiten für Gewerbetreibende ist hoch. Um dem nachzukommen, setzen wir uns für das nachhaltige Konzept der doppelten Innenstadtentwicklung ein. Diese Strategie beinhaltet: 1. Recycling und Aufwertung bereits versiegelter Flächen und 2. Erhalt, Ausweitung und Aufwertung der vorhandenen Grünflächen

Konkret bedeutet das: Wir wollen bereits bebaute, schon jetzt oder in absehbarer Zeit brach liegende Flächen und Bestandsimmobilien daraufhin prüfen lassen, inwieweit sie umgenutzt, umgestaltet, aufgestockt oder – so nicht mehr effizient zu sanieren – an selber Stelle neu gebaut werden können.

Dazu gehört auch „Wohnen“ neu zu denken. Neben bezahlbarem, sozial gefördertem Wohnraum für Geringverdienende, Alleinerziehende, Studierende und Menschen in Aus- oder Fortbildung muss es auch attraktive Möglichkeiten für ältere Bürger*innen geben, aus ihrem Einfamilienhaus in eine barrierefreie Wohnung umzuziehen und damit jungen Familien die Chance auf ein Eigenheim zu ermöglichen. Auch gilt es, Anreize für neue Wohnmodelle wie etwa Mehr-Generationen-Häuser und Senior*innen-WGs inklusive der Option mobiler Pflege seitens der Stadt zu setzen. Zusatzplus: Drohender Vereinsamung im Zuge des Alterns wird damit vorgebeugt.

Für Menschen, die alleine oder zu zweit leben, ist es sehr schwierig und teuer, eine Wohnung zu finden. Hier sind Tiny Houses eine gute Option: kleine Häuser für 1 bis 2 Personen, die sich schnell auf- und wieder abbauen lassen und für die nicht zusätzlich Fläche zu versiegeln ist. Es braucht nur die Anschlüsse. Dafür wollen wir Plätze finden und die Genehmigungsverfahren vereinfachen.

Im Gegenzug müssen vorhandene Grünflächen erhalten, geschützt, mit weiteren an das sich wandelnde Klima angepassten Bäumen und Büschen bepflanzt und zu innerstädtischen Naherholungs- und Freizeitgebieten aufgewertet werden. Beste Beispiele dafür sind etwa das Bekenntnis zum Sportplatzareal an der Jahnstraße und dessen umfassende Sanierung und die seit Jahren geplante Umgestaltung des Cäcilie-Bleeker-Parks. Darüber hinaus wollen wir das Gebiet hinter dem Stichhafen attraktiv für Bürger*innen und Besucher*innen Uetersens gestalten, etwa einen Wanderweg entlang der Pinnau bis zum Klosterviertel anlegen lassen. Ein weiteres Projekt ist der Bürger*innenwald, der auf dem 2020 von der Stadt erworbenen Areal „Bei den Birken“ nördlich des Friedhofs entstehen soll. Hier können beispielsweise in Uetersen frisch Getraute einen Hochzeitsbaum oder Eltern einen Baum für ihr Baby pflanzen. Weitere Anlässe wie Jubiläen oder das Gedenken an eine geliebte Person sind dann ebenfalls möglich.

Die Ausweisung weiterer Baugebiete am Stadtrand ist für uns hingegen tabu. So muss auch die Feuchtwiese an der Kleinen Twiete unbebaut bleiben – auch nach Ablauf der durch den Bürgerentscheid erwirkten Aussetzungsfrist im Mai 2024!

2. Vorgaben für Investoren: Städtebauliche Grundsätze

Uetersen braucht einen Katalog an Vorgaben, den es interessierten Bauvorhabenträger*innen vorlegt, die im städtebaulichen Vertrag festgeschrieben und vom Investor garantiert werden. Darin enthalten sind beispielsweise Maßgaben zur Energieeffizienz und -Versorgung der geplanten Gebäude sowie zur Nachhaltigkeit des verwendeten Materials, zur Mindestanzahl von E-Ladesäulen und (Lasten-) Rad-Stellplätzen. Gründächer in Kombination mit Photovoltaikanlagen – sei es zur Stromgewinnung oder für Solarthermie – oder die Anbindung an ein Fernwärmenetz müssen als Standard genauso festgeschrieben werden wie Wasserläufe und Möglichkeiten zur Versickerung von Regenwasser.  

Bisher läuft es andersherum. Denn verbindliche Bebauungspläne gibt es nur für wenige Grundstücke. Sobald ein Investor sein Vorhaben in einer Bauvoranfrage präsentiert, bleibt der Politik nichts anderes übrig, als über das gemeindliche Einvernehmen nach §36 Baugesetzbuch und der städtischen Stellplatzsatzung zu entscheiden – und damit nach Minimalkriterien, nämlich ob sich das geplante Gebäude in Größe, Höhe und Baustil in die Umgebung einpasst oder eine ausreichende Anzahl an Pkw-Parkplätzen ausgewiesen werden kann.  Meistens ist das der Fall, so dass das Gemeindliche Einvernehmen nur in den seltensten Fällen versagt werden kann und damit ein Bauvorhaben nicht zwingend nach Uetersener Wünschen gestaltet werden muss. Diesen Spieß drehen wir um: Die Stadt macht Angebote und Vorgaben an die Investor*innen – nicht mehr umgekehrt.

3. Mehr Saugkraft: Die Innenstadt wird Schwammstadt

Extremwetterlagen werden sich in den kommenden Jahren häufen. Die Starkregenereignisse der vergangenen Jahren haben es bereits gezeigt: Uetersens Abwasserkanalsystem ist schon jetzt überlastet. Es reicht aber nicht aus, nur die alten Rohre gegen solche mit größerem Durchmesser auszutauschen. Wir setzen uns dafür ein, dass im Rahmen des Innenstadtentwicklungskonzepts auch zukunftsweisende Aspekte mitgeplant werden: Wasserläufe, tieferliegende Bauminseln und Beete mit Zulaufkanälen, Fassaden- und Dachbegrünung an allen öffentlichen Gebäuden. Sie alle bieten zusätzliche Versicker- und Ablaufmöglichkeiten. Dreifacher Vorteil: Seltener vollgelaufene Keller, bessere Luftqualität aufgrund der Filterfunktion der Pflanzen plus einen natürlichen Klimaanlagen-Effekt. Denn das langsam versickernde Wasser sorgt insgesamt für kühlere Temperaturen innerhalb der Stadt.

4. Richtig aufmischen: Attraktiv für Gewerbe

Gastronomie parallel zum Einzelhandel, Handwerk gleich neben Industrie und dabei Leerstände kreativ nutzen: Die Mischung macht’s!  Uetersen bleibt damit sowohl für Gewerbetreibende als auch für die Bürger*innen attraktiv. Ein Konzept zur Belebung der Innenstadt wurde bereits von Politik und Verwaltung auf den Weg gebracht und ist in der Entwicklung. Wir machen uns stark für junge innovative Start-ups, um sich in Uetersen niederzulassen – beispielsweise durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten und Förderung von Co-Working-Space-Angeboten. Eine weitere Möglichkeit ist die Reduktion der Gewerbesteuer in der ersten Zeit nach Firmengründung bzw. Ansiedlung. Bei der Wiedervermietung von leerstehenden Gewerberäumen in der Fußgängerzone/Innenstadt bedarf es eines Mitspracherechts des Bürgermeisters, damit ein breites Angebot für die Bürger*innen gewährleistet ist. Ziel: Uetersens „FuZo“ muss ihren Einmaligkeitsfaktor erhöhen. Unsere mit soviel Engagement und Herzblut geführten Geschäfte sorgen schon für eine Belebung der Innenstadt und machen den individuellen Reiz aus. Davon braucht es wieder mehr! Darüber hinaus muss die Verwaltung dazu befähigt werden, leer stehende Immobilien für soziale und kulturelle Projekte und Belange der Bürger*innen anzumieten und auszugestalten (mehr dazu unter „Miteinander leben“)

5. Platz da: Gleichberechtigung im Verkehr

5.1. Mehr Raum für alle bei der Straßenplanung

Ob mit dem Rad, zu Fuß, mit E-Scooter, Roller oder Rollstuhl, mit Kinderwagen oder „Hacken-Porsche“, im Bus, Auto oder Lkw: Das gleichberechtigte Miteinander im öffentlichen Raum verlangt von allen Teilnehmenden Achtsamkeit und Toleranz auf Augenhöhe. Die lässt sich allerdings nicht vorschreiben. Darum brauchen wir dort, wo es aufgrund der Verkehrssituation nicht anders möglich ist, konkrete Bereiche mit einteilenden Markierungen. Und das mit deutlich mehr gleichberechtigtem Raum und Sicherheit für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen. Dabei hat die Sicherung der Schulwege für uns oberste Priorität. Neben den zwei bereits im Herbst 2022 beschlossenen Fahrradstraßen muss es weitere geben. Auf ihnen dürfen Pkws grundsätzlich auch fahren, diese müssen aber den Langsameren und Schwächeren Vorrang gewähren. Dies muss überall im selben Maße auch für Radfahrer*innen gegenüber Fußgänger*innen gelten. 

Kurzfristig wollen wir den Ausbau und die qualitative Verbesserung des Radwegenetzes, der auch die Anbindung an die umliegenden Gemeinden berücksichtig. Konkret zu nennen ist hier die Einrichtung einer Radfahrer*innen-Brücke über die Pinnau Richtung Moorrege. Auch setzen wir uns für den zügigen Ausbau der Veloroute in Richtung Elmshorn-Pinneberg und die Anbindung über Tornesch nach Hamburg ein. Hierfür gibt es bereits Planungen und Prioritätenlisten und dazu diverse weitere Aspekte zur Verbesserung der individuellen Mobilität, beispielsweise die Einrichtung von Kreisverkehren anstelle von Ampel-Kreuzungen, die bereits im 2022 vorgestellten Verkehrsentwicklungsplan genannt werden. Jetzt muss es an die flotte Umsetzung gehen – dies aber immer unter unbedingter Erhaltung des Baumbestands! Zu mehr Raum gehört auch mehr Platz für den ruhenden Fahrradverkehr. Heißt konkret: Wir machen uns stark für mehr, bessere und sicherere Abstellmöglichkeiten für (E-)Fahrräder – auch für die großen mit Anhänger oder Lastenkorb. Das Thema ist zwar bereits auf der Agenda der Verwaltung, soll im Rahmen des Konzepts zur Innenstadtbelebung für den Bereich FuZo bearbeitet werden. Das reicht aber noch nicht aus. 

5.2. Uetersens Straßen entlasten

Damit der vorhandene Platz mehr gleichberechtigten Raum für alle hergibt, müssen wir Uetersens Straßen entlasten. Dabei muss der Fokus darauf liegen, den individuellen Pkw-Verkehr insgesamt zu reduzieren. Darum kämpfen wir dafür, die ÖPNV-Angebote noch deutlich attraktiver zu machen, beispielsweise die Taktung der Busse zu erhöhen, die Schiene zwischen Uetersen und Tornesch für den Personenverkehr zu reaktivieren (siehe dazu auch 6.1. Auf Takt: Busverkehr bedarfsgerecht ausbauen) und die Straßen und Radwege so attraktiv für Radfahrer:innen umzugestalten (siehe dazu auch 5.1. Mehr Raum für alle bei der Straßenplanung), dass das Auto immer öfter stehen gelassen und langfristig vielleicht sogar ganz abgeschafft werden kann. 

Bezüglich der umstrittenen K22 gilt es, zunächst den Abschluss aller Gerichtsverfahren abzuwarten. So wie ursprünglich vor Jahrzehnten geplant, ist das Konzept nicht umsetzbar, wie das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Schleswig am 23. Februar 2023 noch einmal deutlich gemacht hat. Darüber hinaus wäre der Ausbau mit Fokus auf den Pkw- und Lkw-Verkehr nicht mehr zeitgemäß. Wenn es auf dieser Straße jemals zu Ausbaumaßnahmen kommen sollte, dann ist zwingend erforderlich, den Rad- und Fußverkehr ebenbürtig zu berücksichtigen. Die Nutzung als Radschnellweg ist von Anfang an mit entsprechend Raum konsequent mit zu planen – und das auch hier unter der Bedingung, dass die Bäume am Straßenrand erhalten bleiben. 

5.3. Eigenverantwortlich umsetzen: ein Verkehrsamt für Uetersen

30er-Zonen, Spielstraßen, sichere Möglichkeiten, ohne Eile die Straße zu überqueren – dass sich die  Umsetzung oft zäh gestaltet, liegt an den aufwendigen und langwierigen Antrags-, Ausschreibungs- und Fördergeldverfahren. Erschwerend kommt hinzu, dass die für Uetersen zuständige Kreisverkehrsbehörde personell unterbesetzt ist: Anfragen und Anträge bleiben oft über Monate unbeantwortet. Darum ist es unser Ziel, ein eigenes Verkehrsamt für Uetersen einzurichten – sinnvollerweise unter Einbeziehung der Nachbargemeinden. Ein städtisches Verkehrsamt einrichten kann Uetersen, sobald die Einwohner*innenzahl die 20.000er-Marke überschritten hat, was mittlerweile der Fall sein dürfte. Offizielle Zahlen stehen nach Abschluss des deutschlandweiten Zensus 2022 erst Ende des Kalenderjahres 2023 zur Verfügung. 

Individuelle Mobilität belebt Handel und Gesellschaft, schafft vielfältige Chancen für die Stadtplanung, ist flexibler in der Ausgestaltung und kann Naturraum rekultivieren. Das kostet Geld. Für die Einrichtung eines eigenen Verkehrsamtes inklusive Personalstellen investieren wir in die Zukunft unserer Stadt.

5.4. Barrieren abbauen im engen Austausch mit Betroffenen

Wir setzten uns dafür ein, die Barrierearmut im gesamten Stadtgebiet auszuweiten. Grundsätzlich ist bei der Neugestaltung von Gehwegen auf die Beschaffenheit von Bodenbelägen zu achten (Rutschrisiko minimieren, Stolperkanten austauschen) und kontinuierlich deren Zustand zu prüfen.. Treppenstufen im öffentlichen Raum sind zu vermeiden oder mit einer alternativen Rampenlösung und ggf. mit Handläufen auszustatten. Gemeinsam mit dem Senior*innenbeirat und dem Beauftragen für Menschen mit Beeinträchtigung setzen wir die Prioritäten für die Umsetzung.

5.5. Finanzierung: Kosten fairer verteilen 

Zahlreiche Straßen in Uetersen müssen dringend – inklusive der sich darunter befindenden Kanalisation – in Stand gesetzt werden, wie die Untersuchung des beauftragten Berliner Unternehmens EagleEye 2021 ergeben hat. Praktischer Aspekt: Dabei können diese Straßen im Sinne der Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden mit entsprechendem Raum direkt neugeplant werden. Allerdings schiebt Uetersen bereits einen gewaltigen Investitionsstau in Sachen Straßenbau vor sich her. Diesen gilt es zügig abzuarbeiten. Dabei setzen wir uns für die komplette Abschaffung des Straßenausbaubeitrags der Anwohner*innen ein. 

Die EU hat im Rahmen der Förderperiode 2021-2027 insgesamt 200 Milliarden Euro für den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) bereitgestellt. Daraus hat die Landesregierung wiederum einige Förderpakete geschnürt, die dank Grüner Regierungsbeteiligung vor allem nachhaltige Maßnahmen zum Klimaschutz im Blick haben. Herunter gebrochen auf Uetersener Straßen bedeutet das: Bei einem Umbau weg von der Fokussierung auf Pkw- und Lkw-Verkehr hin zu mehr Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden – mit breiteren, barrierefreien Wegen für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen – und mehr Straßenbegrünung, kann die Stadt bis zu 40 Prozent der Ausbaukosten aus Fördermitteln abdecken. Dies entspräche auch dem Wunsch der Bürger:innen, die sich laut Online-Beteiligung zum Verkehrsentwicklungsplan für die Gleichberechtigung ausgesprochen haben.  

Um keine Unterstützungsmöglichkeit der EU, des Bundes oder des Landes zu verpassen und die Mitarbeiter*innen des Bauamtes zu entlasten, setzen wir Uetersener Grünen uns für die Schaffung einer Personalstelle ein, die sich allein um die Sichtung passender Förderprogramme, die Antragstellung und Beschaffung der notwendigen Unterlagen kümmert.

Darüber hinaus gilt es, neben dem Bauamt, der Stadtplanerin und Sachverständigen für Grünanlagen weitere Beteiligte vom Planungsanfang an mit an den Tisch zu holen, nämlich die Unternehmen die bei der Ausbaumaßnahme ihr know-how und ihre Technik direkt einbringen können und nach Abschluss davon direkt profitieren. Das kann etwa die GAB sein, der mit Hilfe im Boden versenkter Müllcontainer die Abholung erleichtert würde, die Stadtwerke Neumünster, für deren Glasfaser schon jetzt im Zuge des Ausbaus Leerschächte verlegt werden können, oder Geothermie- und Wärmenetz-Expert*innen, die für die Energieversorgung und Anbindung der anliegen Eigenheime im Straßenunterbau die Voraussetzungen zur Nutzung von Wärmepumpen schaffen können. 

6. Auf Takt: Mobile Wende vor Ort

6.1 Busverkehr bedarfsgerecht ausbauen

Egal ob mit Verbrenner oder Elektro: Dass weniger individueller Pkw-Verkehr nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch Straßen und Nerven entlastet, ist mittlerweile weithin akzeptiert. Um den Umstieg auf Bus und Bahn zu erleichtern, brauchen wir aber Fahrzeuge und Taktung der Busse, die dem tatsächlichen Bedarf angepasst sind. Gemeinsam mit der Grünen Kreistagsfraktion kämpfen wir dafür, dass die Taktung der neu eingerichteten Expressbuslinie X89 von Elmshorn über Uetersen nach Wedel im 30-Minuten-Takt fährt – auch am Wochenende. Aber auch innerhalb unserer Stadt muss das Angebot erweitert und die Taktung der Buslinien 6661 und 6663 erhöht werden. Die bisherige Abstimmung der Expresslinie X66 auf die Fahrzeiten der Regionalbahn am Bahnhof Tornesch gilt es auf der normalen Linie 6661 zu ergänzen für all diejenigen, die zwischen Uetersens Westen und Tornesch pendeln und eventuell gar nicht mit dem Zug Richtung Hamburg oder Elmshorn weiterfahren wollen. Das selbe gilt für die Linie 6663 für Pendler*innen von und nach Pinneberg. Diese Maßnahmen gilt es in enger Ansprache mit den verantwortlichen Verkehrsbetrieben KViP voranzutreiben – genauso wie die Anpassung der Fahrzeuggröße an die Nachfrage. So können in eher ruhigen Zeiten am Vor- oder Nachmittag und in den Abendstunden eher Kleinbusse zum Einsatz kommen, während die großen Gelenkbusse in den hochfrequentierten Zeiten am Morgen, Mittag und zum Feierabend fahren. Diese entlastet nicht nur die Straßen, sondern auch den Energiebedarf der Busse. Die KViP hat bereits mit Fördermitteln der Landesregierung und Unterstützung der Grünen Kreistagsfraktion dafür gesorgt, dass ihr gesamter Fuhrpark im Kreis Pinneberg bis Ende 2024 komplett auf Elektrobetrieb umgestellt ist – ein großer Erfolg aller Beteiligten!

6.2. Schiene für den Personenverkehr reaktivieren

Gemeinsam mit dem Kreis, dem Land und den umliegenden Kommunen sowie mit der Stadt Hamburg wollen wir in unserer Region die Mobilität der Zukunft aufbauen. Dazu gehört für uns auch die Reaktivierung der Schienenverbindung zwischen Uetersen und Tornesch für den Personenverkehr, die auch im Koalitionsvertrag in Schleswig-Holstein verankerte ist. Ziel ist eine durchgehende Linie von Uetersen nach Hamburg, insbesondere in den Hamburger Norden, der bislang nur mit vielen Umstiegen erreichbar ist. Für diesen Zweck ist die Ertüchtigung der ehemaligen Güterstrecke bis nach Barmbek aktuell in der Prüfung. An dieser Verbindung hat auch Hamburg ein gesteigertes Interesse, um den innerstädtischen Verkehr auf den bisherigen S- und U-Bahnlinien zu entlasten. Für dieses Großprojekt bedarf es – genauso wie für das 3. und 4. Gleis von Hamburg nach Elmshorn – eines langen Atems, diverser Prüfungen und der engen Absprache mit allen an der Verkehrsplanung Beteiligten auf Kreis- und Landesebene und in der gesamten Metropolregion Hamburg.

Wir sind überzeugt: Mit einer starken Schiene und enger getakteten Buslinien können wir den Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsoptionen fördern, Staus verhindern und Engstellen in Uetersen, wie zum Beispiel den Ossenpadd, die Kreuzung an der Feldmühle oder den Tornescher Weg mit Verlängerung Wittstocker Straße und Jürgen-Siemsen-Straße in Tornesch wirkungsvoll entlasten.

6.3. Angebotslücken im Netzwerk schließen

Wo keine Busse fahren bzw. auch als Zubringer zu Bus und Bahn für diejenigen, die nicht (mehr) mobil sind, braucht es Möglichkeiten einer Art Taxi oder Kleinbus auf Zuruf (on-demand-Service), etwa ein Bürger*innen-Mobil, das ehrenamtlich organisiert und mit finanziellen Mitteln der Stadt gefördert wird. Dazu gibt es in vielen Kommunen in Schleswig-Holstein schon nachahmenswerte Modelle, die sich an die hiesige Situation angepasst, kopieren lassen. 

Ob innerhalb Uetersens, zwischen Uetersen und den benachbarten Orten oder auf dem Weg von und nach Hamburg bzw. Elmshorn: Das Ziel all dieser Maßnahmen ist es, noch mehr Menschen – vor allem diejenigen, die pendeln müssen – von den ÖPNV-Angeboten überzeugen, so dass sie bereit sind, ihr Auto immer öfter stehen zu lassen. Das entlastet nicht nur die Umwelt, sondern eben auch die Straßen. Und macht einen Ausbau der K22 so maximalinvasiv, wie er bisher geplant wurde, überflüssig (siehe auch unter 5. 2. Uetersens Straßen entlasten).

7. Kontrolle ist besser: Mehr Personal fürs Ordnungsamt

Mit dem Rad durch die FuZo brettern oder den Hund in Langes Tannen ohne Leine laufen lassen: Um die allgemeinen Regeln des Zusammenlebens durchzusetzen, hat die Stadt bereits weiteres Personal eingestellt. Trotzdem ist der Bedarf weiterhin hoch, hier und dort die Einhaltung einiger Regeln zu kontrollieren und bei Missachtung auch zu ahnden. Ein nach wie vor weit verbreitetes Ärgernis ist beispielsweise das Abstellen von Müll wie Möbeln, Haustechnik, Auto- und Radteilen oder Resten von Baumaterial neben den Sammelcontainern von Altglas und Papier, an der Straße oder in der Natur. Auch wer achtlos Verpackungsmüll oder Zigarettenkippen  auf die Straße, den Bürgersteig oder ins Gebüsch wirft, muss mit (finanziellen) Konsequenzen rechnen. Parallel dazu wollen wir zur Vermeidung herumliegenden Mülls das Kontingent an Abfalleimern im öffentlichen Raum weiter erhöhen und immer auch mit einer Aschenbechervorrichtung ausstatten. Begleiten lässt sich die Maßnahme mit einem Aufklärungsprogramm über die Auswirkungen von Giftstoffen aus Zigarettenfiltern auf Pflanzen und Kleintiere, unser Grund- und damit auch Trinkwasser. Und mit der 2kostenlosen Verteilung von Taschenaschenbechern. Das Design dieses städtischen Give-Aways genauso wie für eine Anti-Müll-Kampagne könnte auch im Rahmen eines kommunalen Wettbewerbs ausgelobt werden. 

Doch es gibt noch mehr zu tun: Auch für falsch und gegebenenfalls andere Verkehrsteilnehmende (Sicht) behindernd abgestellte Autos müssen die Halter*innen aufkommen – an viel befahrenen Straßen, genauso wie in verkehrsberuhigten Wohngebieten und Spielstraßen. Auch gilt es, das landesweite Verbot von Schottergärten durchzusetzen, ohne sich dabei auf die eventuell vorhandene Vorliebe der benachbarten Mitmenschen zum Erstatten von Anzeigen zu setzen. Dasselbe gilt für die Einhaltung von Bebauungsgrenzen und Versiegelungen auf Privatgrundstücken. Um all das immer wieder stichprobenartig im Blick zu behalten, bedarf es weiteren Personals.