Einbahnstraßen-Lösung? ABGELEHNT!
NL-Variante: Tempo 30 und Rüttelstreifen? ABGELEHNT!
Es ist eine Riesenchance. Eine Chance auf einen klimagerechten Umbau. Mit mehr Platz, Ruhe und Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer*innen. Und für alle Anwohner*innen. Der Ausbau des Ossenpadd: Eine Chance, die gerade verpufft.
Die Umgestaltung dieser alten Allee wurde in den Sitzungen des zuständigen Fachausschusses dermaßen zerredet, dass nun so gut wie nichts mehr bleibt als die ursprünglichen zwei Planungsalternativen.
Mit fatalen Konsequenzen. Für die Planungen müssen nämlich entweder alle Platanen auf der Ostseite weichen (Variante A). Oder eben alle Platanen. Beidseitig (Variante B).
34 Bäume.
34 Bäume, die in der Sommerhitze kühlen Schatten spenden.
34 Bäume, die CO2 in Sauerstoff umwandeln.
34 Bäume, die Wasser speichern.
Den meisten Beteiligten scheint es wichtiger zu sein, dass stets zwei Lkws bequem an einander vorbei passen. Auch bei 50 km/h und mehr. Diese Fokussierung auf den motorisierten Verkehr ist in Zeiten des wissenschaftlich nachgewiesenen Klimawandels absolut nicht nachvollziehbar.
Um nicht zu sagen: absolut irre!
Doch wie kommt es zu diesem kommunalpolitischen Desaster?
Um es kurz zu machen: Es ist der verengte Blick darauf, was alles warum auch immer angeblich NICHT geht!
Was wir aber brauchen, ist ein gemeinsames Ziel. Und das kann nach heutigen Maßgaben „Klimawandel einbremsen“ und „vor Klimafolgen schützen“ nur sein:
- weniger Autos, mehr Fahrräder
- weniger Straße, mehr Bäume und Büsche
- weniger Asphalt, mehr Sickerfläche
WIR geben vor, mit welchen Maßnahmen wir dahin kommen. Nicht die Verkehrsdaten von heute oder aus den vergangenen Jahren!
Darum haben wir Grüne uns auch schon vor 1,5 Jahren für die Prüfung einer Einbahnstraße auf dem Ossenpadd eingesetzt. Alle Infos zur bisherigen Entwicklung finden Sie im Artikel „Wer soll für Straßen bezahlen?“ , „Ossenpadd: Platz schaffen für alle – Bäume erhalten!“ und „Gesucht: Trüffelschwein für Fördermittel!“.
Leider haben noch nicht wirklich viele erkannt, dass dies keine grünen Zielsetzungen sind, sondern die aller Bürger*innen sein müssen. Zumindest, wenn sie vorhaben, auch in den kommenden Jahrzehnten es noch gut hier aushalten und leben zukönnen. Oder zumindest ihre Kinder.
Doch das fällt schon im Detail auf lokaler Ebene irre schwer. Bestes Beispiel: der Ossenpadd.
In der Sitzung des 1. Juni konnten sich die anwesenden Politiker*innen nur auf den kleinsten Nenner verständigen:
- bis zur nächsten Sitzung am 13. Juli ist die Höhe der Kosten für ein sogenanntes Verkehrslenkungskonzept zu ermitteln – Voraussetzung für das Kreisverkehrsamt, um über die Machbarkeit einer Einbahnstraße zu entscheiden – und
- sollen wegen einer möglichen Einbahnstraßenlösung auf ausdrücklichen Wunsche der SPD auch die Anwohner*innen der umliegenden Straßen gehört werden und sind zum 21. September persönlich einzuladen. Dann tagt der Ausschuss erneut.
So weit, so unbefriedigend. Aber okay.
Darf man sich aber nicht drauf ausruhen. Denn was ist, wenn das Kreisverkehrsamt die Einbahnstraße aus welchen Gründen auch immer versagt? Alles hinschmeißen?
Nö! Denn da gibt es noch die von uns Grünen mit Hilfe des ADFC entdeckte Variante 4: die NL-, bzw. holländischen oder auch dänische Variante.
Sie wird gerade in Wedel für den Tinsdaler Weg geplant. Eine Straße mit etwas weniger Verkehr aber gleichen Ausmaßen. Und wie schon gesagt: Für eine den Herausforderungen des Klimawandels angepasste Mobilitätswende muss das Ziel das Maß der Vorgaben sein – NICHT der IST-Zustand!
Vorzüge der NL-Variante: Es gibt ausreichend Platz für Fußgänger*innen und Bäume. Die Straße ist dreigeteilt – zwei Fahrstreifen für Fahrräder und Autos und in der Mitte ein 60 Zentimeter breiter, gepflasterter Rüttelstreifen. Wer ein Fahrrad überholen will, fährt automatisch so weit nach links rüber, bis es eben nicht mehr rüttelt. Bei Gegenverkehr gilt wie überall: Geduld. Bei Tempo 30 auf der gesamten Strecke ist das eh keine besonders große Verzögerung. Noch dazu lässt sich der Asphalt rot einfärben, so dass der Eindruck entsteht, es handele sich um eine verkehrsberuhigte oder Fahrradstraße. Was sie ausdrücklich nicht ist. Sozusagen ein Kniff aus der psychologischen Trick-Kiste.
Alles bestens. Finden wir. Die anderen Fraktionen auch. Also so grundsätzlich. Für alle möglichen Straßen. Nur nicht für den Ossenpadd. Da fahren ja schließlich 7000 Fahrzeuge jeden Tag drüber. Ja, liebe Leute, jetzt. Aber genau das gilt es ja zu ändern.
Das Desaster nimmt seinen Lauf: 13. Juli, Fachausschuss
Verkehrslenkungskonzept als Voraussetzung für die Prüfung der Einbahnstraße? Kostet Geld. Schätzungsweise zwischen 18.000 und 25.000 €. Zu teuer. Finden CDU, FDP und BfB. Abgelehnt.
Holländische Variante? Hübsch. Kann man machen. Aber nicht hier am Ossenpadd. Weil: siehe oben. Sind sich alle anderen (CDU, FDP, BfB, SPD) einig. Und darum von uns zurückgezogen. Denn was einmal mehrheitlich per Abstimmung abgelehnt wurde, lässt sich nicht mal eben so erneut vorschlagen. Wer niemals taktisch unterwegs war – hier lernt man’s spätestens.
Und was bleibt, ist eben rein gar nichts. Bis auf die Kahlschlag-Varianten A und B, siehe oben. Und: das vermeintliche Pik-Ass im Ärmel der CDU.
Die Idee: Man macht das einfach ganz minimal. Straße auf – Kanalarbeiten ausführen – Straße zu. Mit neuer verdichteter Unter- und neuer Deckenschicht. Ganz unkompliziert und kostenschonend – und die meisten Bäume könnten das Vorgehen sogar auch überleben. Und da, wo sie wegfallen, sorgt man eben für Ersatzpflanzungen. Ganz easy.
Klingt doch toll! Mehr aber leider auch nicht.
Denn diese Variante hat auf den genaueren Blick mehr Nach- als Vorteile.
- Die schlechte Verkehrssituation bliebe die selbe. Genauso wie die Parksituation auf den für heutige Pkw-Maße viel zu engen Streifen. Autos parken dann weiterhin zu einem Teil auf dem eh schon zu schmalen Bürgersteig, der auch für den Fahrradverkehr freigegeben ist.
- Der Baumerhalt ist nicht garantiert. Nachgepflanzte Jungbäume können bei Weitem nicht so viel CO2 verarbeiten und Feinstaub filtern wie die 50 Jahre alten.
- Die Bauminseln blieben so klein, wie sie sind. Zu klein. Zusätzliche Sickerfläche? Fehlanzeige.
- Das Risiko, dass die Straße bei diesem lowbudget-Verfahren an einigen Stellen nach wenigen Jahren absackt, ist groß. Darauf hat die Tiefbauabteilung des Uetersener Bauamtes bereits in der Sitzung am 27. April ausdrücklich hingewiesen. Neben der immensen Unfallgefahren käme es innerhalb kurzer Zeit zu enormen Folgekosten.
- Diese Planung ist in keiner Weise weitsichtig oder zukunftsorienteriert – weder in Richtung Klimaresilienz noch in Richtung Verkehrswende.
Worüber nun genau die Anwohner*innen der umliegenden Straßen im September (nächste Sitzung ist am 21.09.2023, 19 Uhr, voraussichtlich wegen des erwarteten Andrangs wieder in der Stadthalle) beraten sollen? Keiner weiß es so genau.
Wenigstens eines steht fest: Es bleibt spannend am Ossenpadd!
Und was ist Ihre Idee?
Wie ließe sich die sprichwörtliche Kuh vom Eis oder vielmehr die Planierraupe noch vom Asphalt, die Kettensäge von der Rinde holen?
Kommen Sie zur Ausschuss-Sitzung! Und stellen Sie Ihre Fragen. Das ist zu Beginn der Sitzung immer möglich. Sie müssen sich nur vor Sitzungsbeginn in eine Liste eintragen. Im Rahmen der Einwohner*innen-Fragestunde kommen Sie dann auf jeden Fall zu Wort. Nutzen Sie Ihr Recht auf Teilhabe. Es ist auch Ihre Stadt!
Die bisherigen Unterlagen und Sitzungsprotokolle finden Sie im Ratsinfosystem, konkret hier:
Sitzung vom 13. Juli 2023 – Top 11
Sitzung vom 01. Juni 2023 – Top 10